Über 40 Jahre beobachte ich nun schon, mit kurzen beruflichen Unterbrechungen, den Himmel hier bei uns in den nördlichen Breiten. Ab und zu gab es mal einen kurzen Abstecher auf die Kanaren, wo ich schon mal einen kleinen Eindruck des südlicheren Sternenhimmels erhaschen konnte. Auch ist die Lichtverschmutzung auf den Kanarischen Inseln mit einigen Ausnahmen nicht so groß wie in unseren Landesteilen. Der große Wurf war aber immer der südliche Sternhimmel, von dem ich schon so vielen Erzählungen meiner Astrokollegen lauschen musste. „Da wirst Du aber schauen, da wirft sogar das Band der Milchstraße einen Schatten“ oder „da brennt Dir die Milchstraße die Netzhaut raus“. So waren immer die Erzählungen, denen ich staunend zuhörte.

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Zimmer der Farm

2006 war es dann soweit: Meine Frau hatte mich zu einer Reise mit dem Zug durch Südafrika überredet und ich habe mir vorgestellt, auch hier den Himmel beobachten zu können. Aber weit gefehlt, denn die Reise mit dem Zug spielte sich überwiegend so ab: Des Nachts waren wir unterwegs und tagsüber standen Ausflüge auf dem Programm. Da blieb keine Zeit, um den Himmel ausgiebig zu beobachten. Es blieb mir oft nur ein kurzer verstohlener Blick des Nachts am Bahnsteig auf den Südhimmel. Und da wir meist in Großstädten halt machten, war die Lichtverschmutzung auch schon sehr weit fortgeschritten. Mir blieb also nur der Traum vom tollen Südhimmel. Der aber sollte sich dann 2009 erfüllen. Endlich war es mir gelungen, meine Frau zu einer Reise nach Namibia mit 1 Woche, jawohl einer ganzen Woche unter bestem Himmel zu überreden. Der Kompromiss war aber eine anschließende 2 wöchige Safari durch das Land, der ich dann zähneknirschend zustimmte, denn 2 Wochen Astrofarm und 1 Woche Safari wären meinen Vorstellungen mehr entgegen gekommen.

Meine Wahl fiel auf die neu entstandene Astrofarm Kiripotib, die etwa 150 km südöstlich von Windhoek im Herzen der Kalahari gelegen ist. Die Reisezeit wurde auf den Monat September gelegt, da hier das Wetter noch günstige Bedingungen versprach. Auch die Temperaturen waren dann für die anschließende Safari noch im erträglichen Bereich.

Mitgenommen hätte ich am liebsten meine komplette Ausrüstung, was sich aber dank des Übergepäckaufschlags der Fluggesellschaften verbot. Also kam mein 110 mm Williams und die EOS 40 zum fotografieren mit auf die Reise. Als Montierung reservierte ich mir die GP-D2 von Vixen, die auf der Farm bereits fest aufgestellt und eingesüdet zur Verfügung stand. Des Weiteren wäre noch eine Atlux sowie ein Alt D6 zur Verfügung gestanden.

Nach ca. 10 Std Nachtflug kamen wir morgens um 7:00 Uhr in Windhoek an. Wir wurden bereits von Hans Georg von Hase erwartet, der uns persönlich am Flughafen abholte. Auch trafen wir hier die Mitreisenden Wilhelm und Gerd. Ebenfalls "Astros", wie wir Astronomen fortan auf der Farm betitelt wurden.

Doch ein Farmer in Namibia hat in der Hauptstadt immer etwas zu tun und so mussten wir in der Stadt ausharren bis H.G. von Hase seine Einkäufe erledigt hatte und wir gegen 11:00 Uhr zwischen Eierschachtel und sonstigen Einkäufen die Fahrt zur Farm antraten, wo wir gegen 13:00 eintrafen. Die Begrüßung fiel dafür umso herzlicher aus und wir fühlten uns sofort wie heimkehrende Mitglieder des Familien Clans.

Nachdem wir unsere Zimmer zugewiesen bekamen, lernte ich noch Rolf Scheffer, der auf der Farm die Astros betreute, sowie Stefan und Walter kennen, die schon seit Tagen auf besseres Wetter hofften.

Die Farm entpuppte sich als Wirtschaftsbetrieb mit Baustelle, aber von der Astroanlage war ich schlichtweg begeistert. Es wurde hier bei der Planung der Anlage einfach an alles gedacht. Von der Aufwärmhütte bis zum Schlafzimmer für zwischendurch war alles vorhanden. Auch ein vergessener Zwischenring oder Adapter für die Kamera wurde aus dem Schatzkästchen wie Rolf es nannte besorgt und die Beobachtungsnacht war gesichert. Überhaupt findet man im Schatzkästchen alles was das Astronomenherz begehrt, sauber geordnet und beschriftet griffbereit verstaut. Hier und wie auch in der Astrovilla lässt sich die Liebe zum Detail erkennen mit der hier gearbeitet wird.

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Astrovilla

Der ca. 200m lange Weg von den Unterkünften ist auch nachts bei völliger Dunkelheit durch die weiße Seitenmarkierung sehr gut begehbar.

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Weg zu den Beobachtungplätzen

Das ganze Areal umfasst 7 Beobachtungs-Plattformen, die alle mit 220 V Eurosteckdosen sowie mit Tisch und Stühlen ausgestattet sind. Den Windschutz der um die Plattformen gespannt ist, wird man spätestens nach ein paar Stunden Beobachtungszeit zu schätzen wissen, denn es weht eigentlich immer eine leichte Brise. Bei der dritten Beobachtungsnacht fiel das Thermometer sogar unter die -2° C Marke.

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Blick über die Beobachtungsplätze

Nach dem Eintreffen auf der Farm richteten wir uns in den Zimmer, die allesamt die unverkennbare Handschrift der Hausherrin Claudia von Hase trugen, erstmal langsam ein.

Der Abend versprach klar zu werden und so mussten die mitgebrachten Gerätschaften erst einmal zusammengebaut und richtig auf der Montierung befestigt und eingestellt werden. Da ich selbst eine FS 2 von Hr. Koch besitze, habe ich mich auch vor Ort für diese unkomplizierte Steuerungsvariante entschieden. Alles war vorbereitet und so konnte nach einem ausgiebigen Abendessen mit einem guten Glas südafrikanischen Rotwein der Urlaub beginnen.

Schon der erste Anblick des Südhimmels vom Zimmer der Farm aus, war nur noch überwältigend. Doch erst auf dem jetzt stockdunklem Weg zu den Beobachtungsplätzen, konnte ich den Ausdruck “da brennt dir die Milchstraße die Netzhaut raus“ verstehen. Ich habe mich zu Hause mit dem Südhimmel anhand von Karten und Astroprogrammen vertraut gemacht, aber der richtige Südhimmel war nur noch zum staunen. Ich konnte die Sternbilder vor lauter Sternen nicht mehr sehen. So vergingen die ersten Stunden mit dem Erkunden des Südhimmels und langsam erkannte ich auch die Konstellationen des Südlichen Himmels. Direkt im Süden erkannte ich Alpha Centauri. Auch das Kreuz des Südens war über dem Horizont noch gut zu erkennen. 47 Tuc sowie Omega Centaurie der sich ebenso wie die Radiogalaxie Centaurus A anschickte unter dem Horizont zu verschwinden waren schnell gefunden. Hurtig war ein Leitstern gefunden und jetzt konnte ich mit goto die Jagd nach den Objekten des Südhimmels eröffnen.

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Große Magellansche Wolke

Die Zeit verging wie im Flug und nachdem die erste Kälte durch die Schuhe kroch, war ein kurzer Plausch in der Aufwärmhütte angesagt. Bei einer warmen Tasse Kaffee oder Tee wurden Erfahrungen ausgetauscht und dann ging es wieder raus: neue Objekte warteten.

Zwischen den Beobachtungen wurde, bei kurzen Besuchen der Nachbarplattformen, mal ein Blick auf den Bildschirm von Stefan geworfen, der den Galaxien mit dem 10“ Meade fotografisch zu Leibe rückte. Auch bei Walter an der Alt Montierung reichte ein kurzer Blick auf das Display seiner EOS Camera, um zu wissen, welches Objekt er gerade aufs Korn genommen hat.

Auch ich hatte mir den LVI Guider mitgenommen, um durch den 110 mm Williams Objekt, die ich mir zu Hause bereits zusammengestellt hatte, zu fotografieren. Leider arbeitete der LVI Guider aber nicht mit dem Miniborg, der zu der Montierung gehörte, zusammen. Durch die nur 35 mm Öffnung des Miniborg (Zu Hause ein 4“ Refraktor) konnte der Guider keine hellen Leitsterne finden und über 5min halten. Die GPD 2 lief aber erstaunlich gut, wenn sie leicht auf Zug gehalten wird und so war es mir möglich, stellenweise bis zu 4min am Stück zu belichten. Der Ausschuss lag aber trotzdem noch bei 50%. In den 4 Nächten konnte ich deshalb mein Programm nur zu 60% durchziehen. Das war aber nicht so schlimm, denn wir sind ja zum Vergnügen und nicht zur Arbeit gekommen. Für die letzten 2 Nächte hatte ich mir die große Sternwarte, Hasenschanze genannt, gemietet mit der Knopfmontierung und dem 14“ Meade. Leider machte mir aber der Wettergott das Vergnügen kaputt und es regnete und gewitterte was das Zeug hergab. "Des Farmers Freud des Astronomen Leid" wie man hier sagt.

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Abendessen an der Feuerstelle

Entschädigt hat uns aber dafür das sehr gute namibische Essen, das die Köchin Justy, von mir, der würzigen Soßen und Suppen wegen, Spicy Justy genannt, auf den Tisch brachte. Der krönende Abschluss aber war das Essen unter freiem Himmel neben dem Feuerplatz am Pool bei guten südafrikanischen Weinen. Wenn wir nicht auf einer Baustelle gewohnt hätten und das Wetter gut gewesen wäre, dann hätte es nicht besser sein können.

Mein Fazit, diese Astrofarm kann man guten Gewissens weiterempfehlen.